In Schönheit voller Symbole


Die Koreanerin Min-Seon Kim hat sich in den vergangenen Jahren unter den wichtigsten gegenständlichen Malern in Düsseldorf etabliert


Die Bilder von Min-Seon Kim keh ren das Besondere noch hervor. immer ist ein einziges Ding in Ausschließlichkeit zu sehen, mittig in das Format gesetzt, dieses beherrschend und umgeben von einem weißen Fond. Gewissermaßen sind die Motive beleuchtet, zudem mit einem feinen Schatten versehen, der sie stabil im Bildraum verortet und ihnen weitere Plastizität verleiht.

Neuere Gemälde von Min-Seon Kim setzen die Darstellung mit dem Formatgleich, indem ein Tondo vorliegt: Dieser zeigt ein zum Bündel verknotetes Tuch. Mit einem hohen Maß an Präzision - das an die trompe l'œil-Malerei denken lässt - sind die Linien, die Grate und Aufwerfungen gezogen, das Zusammen- und Auseinanderziehen der einzelnen Falten, Muster liegen darüber, auch sie partiell verschoben. Formuliert wird Volumen, überhaupt ist für sämtliche Arbeiten von Min-Seon Kim das In- teresse an Oberflächen und deren Haptik kennzeichnend. Ihre Bilder strahlen eine feine und nuancierte Stofflichkeit aus.

Frühere Arbeiten zeigten Vogelfedern und Pusteblumen, die etwas Elementares in sich trugen. Die Bilder von Min-Seon Kim sind grundsätzlich. Implizit besitzen sie Absolutheit, sie sind beredt still, und sie sind auf Ausgleich bedacht. - Dies mag ebenso wie die Motive selbst, deren Farben und Ornamentik auf Min-Seon Kims koreanische Herkunft weisen. Aus einer fremden Kultur scheinen symbolreiche Erzählungen, auch zwischenmenschliche Befindlichkeiten auf.
Min-Seon Kim wurde 1966 in Seoul geboren, dort hat sie bis 1989 studiert, ehe sie nach Deutschland kommt und von 1994 bis 2002 an der Kunstakademie Münster ein Studium der Malerei aufnimmt. In Düsseldorf baut sie anschließend, gemeinsam mit Hugo Boguslawski, ein Atelier auf. Zuletzt waren Bilder Min-Seon Kims in der WGZ-Bank in Düsseldorf zu sehen, innerhalb einer Ausstellung der Klasse von Hermann-Josef Kuhna.

Zwei der Arbeiten in der WGZ-Bank zeigen eng gerollte Stoffe, die (schon im Titel) an Schwerter denken lassen und die Anmutung von Querflöten in sich tragen. Florale Ornamente ranken sich golden über das samtene rote bzw. schwarze Tuch, welches an seinen Enden wie ein Behältnis verschlossen ist. Das Bewegung gegen introvertierte Strenge setzt und sich zugleich entblättert und abschottet und das Geheimnis seines Inhalts für sich behält: Etwas Kostbares, Seltenes, Zerbrechliches muss dies jedenfalls sein.

Das Tuch selbst durchmisst als plastische Form den Raum und führt seine eigene Erscheinung vor Augen - aufgeladen mit Vorstellungen, die mit Ritus, kultureller Zuständlichkeit und Geschichte zu tun haben.

Mehr und mehr reduziert treten die Arbeiten von Min-Seon Kim in den letzten Jahren auf. Der Hintergrund bleibt neutral, eine unabsehbare Fläche. Die Dinge sind aus jedem irdischen Zusammenhang genommen und künden doch von Gefühlen, Jahrszeiten, Begegnungen. Sie sind Zeichen, deren Aura uns berührt, die uns etwas von den Phänomenen der WirkIichkeit, ihrer Schönheit und dem Umgang mit ihr mitteilen: hinter jeder Oberfläche.

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